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Immaterielles Kulturerbe
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Robert Jährig Offline
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Beitrag: #1
Immaterielles Kulturerbe
Liebe Freunde, in der letzten EPT wurde ein Artikel zum Immareriellen Kulturerbe veröffentlicht. Da ja nicht alle die EPT bekommen nutze ich doch gleich die Gelegenheit hier den neuesten Artikel zu veröffentlichen. Ich bedanke mich für die Genehmigung ganz herzliche bei Sieglinde Haase.



„Die Bewerbung zum „Immateriellen Kulturerbe“ für Deutschland

Durch unsere Tageszeitung wurde ich auf das Immaterielle Kulturerbe (IKE) aufmerksam, die darüber berichtete, dass das Drehorgelmuseum in unserer Nähe zum weltweiten Kulturerbe gehört. Durch diesen Artikel inspiriert, informierte ich mich im Juli 2019 eingehend über das IKE und kontaktierte die zuständigen Ansprechpersonen, ob und wie wir uns mit dem Papiertheater bewerben könnten. So konnte ich die Bewerbung auch als Einzelperson mit Unterstützung aus der Szene in die Hand nehmen. Da die aktuelle Bewerbungsrunde bereits seit April 2019 lief, gab mir die Dozentin den Rat, mich umgehend zu bewerben und nicht erst 2021, wie ich es vorhatte. Am 24.08.2019 informierte ich viele Vereinsmitglieder und weitere Personen, die das Papiertheater aktiv pflegen und praktisch ausüben und erklärte mein Vorhaben. Daraufhin erfuhr ich großen Zuspruch und tatkräftige Unterstützung und konnte so die Aufgaben koordinieren und die Texte der Autoren ins Bewerbungsformular, unter Beachtung der Vorgaben, einarbeiten. Nachdem die Dozentin sich positiv zum Entwurf äußerte, reichte ich die Bewerbung am 07.10.2019 beim Ministerium in NRW ein.

Was bedeutet „Immaterielles Kulturerbe“?
„Kulturerbe“ umfasst nicht nur Baudenkmäler, sondern auch lebendige kulturelle Ausdrucksformen, die als „Immaterielles Kulturerbe“ bezeichnet werden. Es ist als „Quelle kultureller Vielfalt“, „Garant für nachhaltige Entwicklung“, „Ausdruck von Kreativität“ und „Förderung von Austausch und Verständnis zwischen den Menschen“ anerkannt.
Das Papiertheater in Sammlungen, Ausstellungen, Archiven und Museen ist nicht immateriell, denn es geht nicht um „Konservieren“, sondern um Praktizieren. Erst durch aktives Tun wie das Inszenieren und Spielen, Forschen und Dokumentieren wird es lebendig. So sollten wir das Papiertheater bewahren, kreativ weiterentwickeln und Wissen und Fähigkeiten an nächste Generationen weitergeben. Die nationale Liste des IKE ist kein Verzeichnis der UNESCO, sondern Deutschlands. Der Eintrag in das Verzeichnis wäre eine öffentlich sichtbare Anerkennung des Papiertheaters und seiner Gemeinschaft, auch wenn keine finanzielle Unterstützung damit verbunden ist. In Deutschland sind 88 lebendige Kulturtraditionen anerkannt - da darf das Papiertheater nicht fehlen!

Zeitplan der Bewerbungsrunde 2019-2021
Die Bewerbungsabgabe erfolgte in Nordrhein-Westfalen, da dort mein Wohnsitz ist. Bis 15.04.2020 trifft jedes Bundesland eine Vorauswahl von vier Vorschlägen und leitet sie an die Kultusministerkonferenz (KMK) weiter.
Vom 16.04.-15.06.2020 erstellen alle Bundesländer eine Vorschlagsliste, die beim Expertenkomitee IKE bei der Deutschen UNESCO-Kommission eingereicht wird.
Vom 16.06.- 30.11.2020 ist die Begutachtung durch die Bundesregierung und die KMK.
Vom 01.12.2020 - 31.03.2021 ist die staatliche Bestätigung, die Veröffentlichung auf der Website, die Benachrichtigung der Bewerber und die Autorisierung zur Logobenutzung zu erwarten. Mitte 2021 ist die Auszeichnung mit Urkundenvergabe.

Über folgende Themen schrieben die Autoren
Kurzbeschreibung fürs Internet, Beschreibung der heutigen Praxis, Weitergabe von Wissen und Können, Entstehung und Wandel, Reflexion der Geschichte und Entwicklung, Wirkung außerhalb der Gemeinschaft, Risikofaktoren für die Erhaltung, Aktivitäten des Kunstschaffens und der Populärkultur, Europabezug, Zugang und Einschränkungen, bestehende und geplante Maßnahmen zur Erhaltung und kreativen Weitergabe des IKE.
Darüber hinaus musste ich die Akteure im Papiertheater mit ihren Tätigkeiten aufführen. Ebenfalls war anzugeben, wer sich in welcher Form an der Bewerbung beteiligte.
Besonders freue ich mich, dass ich für die fachlichen Begleitschreiben Prof. Dr. Grünewald und Prof. Dr. Vanja, zwei unabhängige, sachkundige Personen, gewinnen konnte.

Bewerbungsmodalitäten, die einzuhalten waren
Am 24.08.2019 habe ich alle Aktiven in der Szene über mein Vorhaben informiert, um ihnen Gelegenheit zu bieten, sich an der Bewerbung zu beteiligen. Die Autoren waren mit der Länge ihrer Artikel an eine bestimmte Anzahl von Zeichen gebunden. Zu den Artikeln brauchten wir aussagekräftige Fotos und die technischen Anforderungen wie Auflösung, Dateiformat und Größe waren zu beachten. Die Film- und Bildrechte sowie das Einverständnis der Personen auf den Fotos musste eingeholt werden. Das offizielle 17seitige Bewerbungsformular war in verschiedenen Formaten und mehreren E-Mails einzureichen.

Gemeinschaft im Sinne des Immateriellen Kulturerbes
Eine Gemeinschaft im Sinne des IKE sind Menschen, die sich gegenseitig achten und die Kulturform pflegen, zugleich traditionell und zeitgenössisch. Wichtig ist, dass das Papiertheater die Gemeinschaft fördert, identitätsstiftend wirkt und Zusammenhalt stärkt. Die Kontakte mit Personen in Museen und Institutionen während der Bewerbungsphase waren für mich sehr kommunikativ und förderlich. Doch ganz besonders schätze ich das Engagement von zahlreichen Mitstreitern, die sich mit Texten, Ideen, Fotos und Filmen in den Bewerbungsprozess einbrachten. Ich habe eine tolle Zusammenarbeit erfahren und bedanke mich ganz herzlich bei einem motivierten Team. Nur so konnten wir die Bewerbung in kurzer Zeit auf den Weg bringen. Auch wenn das Papiertheater nicht anerkannt werden sollte, so hat mir das anspruchsvolle Projekt viel Freude bereitet und ich habe über das umfangreiche Thema sehr viel erfahren. Sollten wir das Ziel im ersten Anlauf nicht erreichen, können wir uns mit Korrekturen 2021 erneut bewerben.

Immaterielles Kulturerbe weltweit
Die Bewerbungsverfahren der einzelnen Staaten sind verschieden, jedoch nicht so aufwendig wie die Bewerbung in Deutschland, die ich Bewerbern in anderen Ländern zur Verfügung stellen darf. (England ist dem UNESCO-Übereinkommen nicht beigetreten, eine Bewerbung ist also nicht möglich.) Erst wenn sich weitere Staaten mit dem Papiertheater bewerben und als IKE anerkannt sind, ist man für eine UNESCO-Nominierung auswählbar. Weitere Kriterien für eine weltweite Anerkennung sind u.a. eine nachweisbare Lebendigkeit, eine weitreichende Beteiligung und Verbundenheit der Gemeinschaft sowie die Entwicklung von Erhaltungsmaßnahmen. Wichtig ist außerdem eine länderübergreifende Zusammenarbeit, wie es das Papiertheatertreffen in Preetz oder das EPT schon praktizieren.
Voraussetzung für eine weltweite Anerkennung ist ein internationales Aufnahmeverfahren der UNESCO, das mit fachgerechten Begutachtungsprozeduren verbunden ist und quantitativ stark beschränkt ist (max. eine Aufnahme pro Jahr und Land). Die Länder verpflichten sich, das IKE auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu fördern.
Über die jährliche Aufnahme neuer Kulturformen in eine der UNESCO-Listen entscheidet der Zwischenstaatliche Ausschuss, der aus 24 gewählten Vertragsstaaten besteht. Es gibt drei verschiedene Listen, die bis jetzt in 127 Ländern 549 Einträge aufweisen, davon sind vier Einträge aus Deutschland in der „Repräsentativen Liste des IKE der Menschheit“.
Die weltweite Anerkennung des Papiertheaters bleibt nur spannend, wenn mehrere Staaten in ihren nationalen Listen eingetragen sind und an die UNESCO weitergemeldet werden.
Gerne beantworte ich Fragen zum umfangreichen und komplexen Thema.

Ich wünsche uns, dass wir das Papiertheater mit Freude erhalten und kreativ
weiterentwickeln.

Ihre/Eure Sieglinde Haase“

Theater ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.
Max Reinhardt

www.papiertheater-heringsdorf.de
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.02.2020 22:17 von Robert Jährig.)
18.02.2020 22:13
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Robert Jährig Offline
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Beitrag: #2
RE: Immaterielles Kulturerbe
Ich bedanke mich ganz Herzlich bei Sieglinde Haase, für die Genehmigung, Euch liebe Freunde, diese Mitteilung zur Kenntnis geben zu Dürfen.

"Immaterielles Kulturerbe - Bewerbung „Papiertheater"
Sehr geehrte Frau Haase,
für die Teilnahme an dem Bewerbungsverfahren zur Anerkennung von Kulturformen als Immaterielles Kulturerbe danke ich Ihnen sehr herzlich. Gleichzeitig freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass das „Papiertheater" in der aktuellen Auswahlrunde für die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert wird.

Das „Papiertheater" stellt nach Auffassung der Landesjury für das Immaterielle Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen eine eigenständige kulturelle Ausdrucksform dar, die sich nicht unter der bereits erfolgten Eintragung der „Theater- und Orchesterlandschaft" im Bundesweiten Verzeichnis subsumieren lässt. Positiv hervor hebt die Jury das breite Spektrum an Wissen und Können im Rahmen der Konventionsbereiche des Immateriellen Kulturerbes, welches die Spielerinnen und Spieler vorhalten. So kommen darstellende Künste, mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen sowie handwerkliche Fähigkeiten zusammen, die von einer Generation an die nächste weitergegeben und weiterentwickelt werden. Da die Bewerbung die Anerkennungskriterien erfüllt und keine formalen Mängel festzustellen sind, empfiehlt die Jury die Aufnahme der ansprechenden Tradition in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes mit Nachdruck. Auf die Empfehlung einer Aufnahme in das Inventar des Immateriellen Kulturerbes von Nordrhein- Westfalen wird dagegen verzichtet, da kein besonderer Bezug zum Bundesland vorliegt. Infolge der Nominierung durch das Land Nordrhein-Westfalen wird Ihr Dossier im Laufe des Jahres noch einmal durch ein unabhängiges Ex- pertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. geprüft und bewertet. Die Kultusministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bestätigen spätestens im Frühjahr 2021 die Empfehlungen des Expertenkomitees. Erst dann steht fest, ob das „Papiertheater" in das Bundesweite Verzeichnis aufgenom- men wird. Bis dahin bitte ich Sie um Geduld.
Bei Fragen oder für weitere Informationen zum Immateriellen Kulturerbe steht Ihnen die Landesstelle Immaterielles Kulturerbe NRW an der Universität Paderborn gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag Claudia Determann"

Theater ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.
Max Reinhardt

www.papiertheater-heringsdorf.de
17.04.2020 14:26
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