09.07.2010, 10:29
Papiertheater ist eine der reizvollsten Erfindungen der Romantik. Mit den aus
gedruckten Theaterbilderbögen ausgeschnittenen Figuren spielte man im häuslichen Kreis, orientierte sich aber sowohl in der Technik und im Dekor als auch bezüglich des Repertoires ganz an den großen Bühnen des 19. Jahrhunderts.
Noch in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ließ der Anblick in den Auslagen der Papierhandlungen so manches Kinderherz höher schlagen. Bunte Papierbögen mit Figuren bekannter Märchen und Bühnenstücke wurden dort für wenig Geld feilgeboten und eine Fülle von Theaterdekorationen, die kaum Wünsche offen ließen: finstre Kellergewölbe, reichgeschmückte Säle, düstre Wälder, friedliche Dörfer, trutzige Ritterburgen und exotische Landschaften.
Hänsel und Gretel, Wilhelm Tell, Rotkäppchen, der Freischütz und viele, viele andere warteten nur darauf, von geschickten Händen ausgeschnitten zu werden und dann auf kleinen Tischbühnen in der Größe heutiger kleiner Fernsehgeräte zwischen all den imposanten Kulissen mit möglichst viel „Piff und Päng“ und Bamborium geneigten Zuschauern ihr Leben vorführen zu dürfen: auf dem Papiertheater.
Das Papiertheater hat eine lange Tradition. Bereits um 1790 begannen pfiffige Bilderdruckereien die Darsteller jeweils aktuellen Theateraufführungen in ihren Bühnenkostümen abzudrucken, um sie den zumeist bürgerlichen Besuchern dieser Aufführungen zur Erinnerung käuflich anzubieten.
Und weil das Geschäft gut lief, wurden kurz darauf – besonders nach dem Vordringen der gerade erfundenen Lithographie, die den mühsamen Kupferstich ablöste – auch die benutzten Bühnendekorationen herausgegeben und ebenfalls als Souvenir angeboten. Zwangsläufig stellten solche Abbildungen die gestaffelten, meist nur gemalten Flachkulissen der damaligen Barockbühnen dar.
Was lag da näher, als diese Kulissen und Figuren auszuschneiden, um – tief beeindruckt vom Erlebnis und mit dem Stolz, mit dem wir heute Urlaubsbilder präsentieren – die Daheim gebliebenen durch sinngemäß gekürztes Vorspielen der einzelnen Szenen am eigene Glück teilhaben zu lassen! Und so hallte schon bald durch viele Wohnzimmer: „Heinrich, mir graut vor Dir!“, wurde so manche Opernarie intonisiert oder mit Inbrunst der eine oder andere Rütlischwur geleistet.
Der Nachfrage folgend wurden in den Papierhandlungen farbenprächtige Blätter mit prunkvollen Bühnenrahmen – das sogenannte Proszenium – und reichliche verzierten Vorhängen angeboten, um diesem „Heimspiel" einen passenden Rahmen zu verleihen.
Schon bald folgten weitere Stücke, die nicht zwingend dem aktuellen Theater entlehnt wurden, sich aber dennoch großer Beliebtheit erfreuten. Bauanleitungen zur Herstellung von eigenen Bühnen mit Versenkungen und Erscheinungen sowie Textheftchen zu den Stücke mit dem Zeitgeist entsprechend belehrenden und ermahnendem Inhalt ergänzten die Ausstattung, so daß Papiertheater schnell seine eigene und selbständige Ausdrucksform fand.
Papiertheater – zeitweilig auch Kindertheater genannt - kannte man fast überall in Europa. Das erste komplette Papiertheaterstück mit Dekorationen, Figuren und Text erschien 1811 in England. Ca. 10 Jahre später wurden von deutschen Verlagen die ersten Theaterbogen herausgegeben; es folgten Verlage in Österreich, Spanien, Frankreich und Dänemark. Im deutschsprachigen Raum wurde allein der „Freischütz“, der im Jahre 1821 seine Uraufführung erlebte, von nicht weniger als 16 Firmen mit 25 verschiedenen Figurenbögen aufgelegt.
Erst nach dem ersten Weltkrieg stagnierte das Interesse für diese Unterhaltungform in Deutschland, bis in den 60er Jahren Charme und Zauber des Papiertheaters wieder entdeckt wurden und Spieler ihre Kenntnisse über das Spiel und seine Möglichkeiten mit Beharrlichkeit weitergaben, um so diese alte, europäische Tradition auch in einer Zeit, in der Elektronik und Computer eine immer größere Rolle spielen, lebendig zu halten.
gedruckten Theaterbilderbögen ausgeschnittenen Figuren spielte man im häuslichen Kreis, orientierte sich aber sowohl in der Technik und im Dekor als auch bezüglich des Repertoires ganz an den großen Bühnen des 19. Jahrhunderts.
Noch in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ließ der Anblick in den Auslagen der Papierhandlungen so manches Kinderherz höher schlagen. Bunte Papierbögen mit Figuren bekannter Märchen und Bühnenstücke wurden dort für wenig Geld feilgeboten und eine Fülle von Theaterdekorationen, die kaum Wünsche offen ließen: finstre Kellergewölbe, reichgeschmückte Säle, düstre Wälder, friedliche Dörfer, trutzige Ritterburgen und exotische Landschaften.
Hänsel und Gretel, Wilhelm Tell, Rotkäppchen, der Freischütz und viele, viele andere warteten nur darauf, von geschickten Händen ausgeschnitten zu werden und dann auf kleinen Tischbühnen in der Größe heutiger kleiner Fernsehgeräte zwischen all den imposanten Kulissen mit möglichst viel „Piff und Päng“ und Bamborium geneigten Zuschauern ihr Leben vorführen zu dürfen: auf dem Papiertheater.
Das Papiertheater hat eine lange Tradition. Bereits um 1790 begannen pfiffige Bilderdruckereien die Darsteller jeweils aktuellen Theateraufführungen in ihren Bühnenkostümen abzudrucken, um sie den zumeist bürgerlichen Besuchern dieser Aufführungen zur Erinnerung käuflich anzubieten.
Und weil das Geschäft gut lief, wurden kurz darauf – besonders nach dem Vordringen der gerade erfundenen Lithographie, die den mühsamen Kupferstich ablöste – auch die benutzten Bühnendekorationen herausgegeben und ebenfalls als Souvenir angeboten. Zwangsläufig stellten solche Abbildungen die gestaffelten, meist nur gemalten Flachkulissen der damaligen Barockbühnen dar.
Was lag da näher, als diese Kulissen und Figuren auszuschneiden, um – tief beeindruckt vom Erlebnis und mit dem Stolz, mit dem wir heute Urlaubsbilder präsentieren – die Daheim gebliebenen durch sinngemäß gekürztes Vorspielen der einzelnen Szenen am eigene Glück teilhaben zu lassen! Und so hallte schon bald durch viele Wohnzimmer: „Heinrich, mir graut vor Dir!“, wurde so manche Opernarie intonisiert oder mit Inbrunst der eine oder andere Rütlischwur geleistet.
Der Nachfrage folgend wurden in den Papierhandlungen farbenprächtige Blätter mit prunkvollen Bühnenrahmen – das sogenannte Proszenium – und reichliche verzierten Vorhängen angeboten, um diesem „Heimspiel" einen passenden Rahmen zu verleihen.
Schon bald folgten weitere Stücke, die nicht zwingend dem aktuellen Theater entlehnt wurden, sich aber dennoch großer Beliebtheit erfreuten. Bauanleitungen zur Herstellung von eigenen Bühnen mit Versenkungen und Erscheinungen sowie Textheftchen zu den Stücke mit dem Zeitgeist entsprechend belehrenden und ermahnendem Inhalt ergänzten die Ausstattung, so daß Papiertheater schnell seine eigene und selbständige Ausdrucksform fand.
Papiertheater – zeitweilig auch Kindertheater genannt - kannte man fast überall in Europa. Das erste komplette Papiertheaterstück mit Dekorationen, Figuren und Text erschien 1811 in England. Ca. 10 Jahre später wurden von deutschen Verlagen die ersten Theaterbogen herausgegeben; es folgten Verlage in Österreich, Spanien, Frankreich und Dänemark. Im deutschsprachigen Raum wurde allein der „Freischütz“, der im Jahre 1821 seine Uraufführung erlebte, von nicht weniger als 16 Firmen mit 25 verschiedenen Figurenbögen aufgelegt.
Erst nach dem ersten Weltkrieg stagnierte das Interesse für diese Unterhaltungform in Deutschland, bis in den 60er Jahren Charme und Zauber des Papiertheaters wieder entdeckt wurden und Spieler ihre Kenntnisse über das Spiel und seine Möglichkeiten mit Beharrlichkeit weitergaben, um so diese alte, europäische Tradition auch in einer Zeit, in der Elektronik und Computer eine immer größere Rolle spielen, lebendig zu halten.