(06.06.2011 11:42)Klaus Schmitt-Sieger schrieb: ...
Nur sollte man über die Möglichkeiten wissen, die man in seinem Handwerkskasten sich zusammen stellt.
An einer theoretischen Aufarbeitung des Papiertheaters als Spielform des Figurentheaters wäre ich schon interessiert, nur damit sich viele daran beteiligen, und es sollten schon eine öffentliche Diskussion sein, müsten wir diese Beiträge hier anders sammeln. Z.B. in "Beiträge zu einer möglichen Theorie des Papiertheaterspielens".
ein wenig sehe ich die gefahr in der (zu vertiefenden) theoretischen aufarbeitung hier, dass - auch, wenn nicht so beabsichtigt - sich diese dann für einsteiger und laien wie ein "genau so [optimiert] gehört es und so macht man es am allerbesten" darstellt - sprich: eine wissenschaft draus wird.
eine vorgabe anstelle eines pools an anregungen.
und das fände ich gerade bei einer kunst- und volkskulturform wie der des papiertheaters und des papier-spiel- und kunst-handwerks (ich zähle da übrigens auch noch die beschäftigung mit paper-dolls, papiermechanik u.ä. dazu) schade und einengend, weil dann da dieser leistungs- und optimierungsgedanke eingang findet und für mein gefühl die freude am spiel - so, wie es einen selbst auch am authentischsten ausdrückt - überlagert.
papiertheater war ja ursprünglich (und sollte m.M.n. auch bleiben) ein spielzeug - wenn auch eins von hohem niveau mit viel bandbreite, was den anspruch angeht. und das sollte es auch bleiben.
ich finde perfekte, moderne papiertheater- oder performance-inszenierungen etwas tolles - würde sie aber hiervon ausnehmen und eine eigene "gattung" für sie vorsehen.
das papiertheater aber ist den privaten stuben entsprungen, in die es von den bühnen großer opern- und theaterhäuser ja auch eingang finden sollte. in exakt dieser form der machbarkeit und ausführung. da jetzt wieder richtung technik wie auf großen bühnen der perfektion wegen zu gehen, führt die ursprüngliche idee m.E. ad absurdum. genau DIE aber ist für mich so schön nachspürbar - auch noch bei der kleinsten und provisorischst ausgeführten und vorgeführten papiertheater-produktion (auch und gerade kinder zaubern da welten in die papier-kästchen, die dort heraus nach einem greifen und zutiefst berühren - ganz ohne technische perfektion oder inszenierungs-know-how).
genau gehört dabei unterschieden in dilletantismus, der sich auf dem kitsch-faktor der nostalgie, lieblichkeit und sentimentalität "ausruht" und in naives, aber von herzen kommendes, ambitioniertes. (bitte, das "naiv" hier als kunstbegriff verstehen, nicht im abwertenden sinne).
dieses "zeig mir, wie du papiertheater spielst, und ich sage dir, wer du bist" - DAS ist für mich untrennbar mit dem papiertheater verknüpft und macht es im wesentlichen aus. es ist eine auch heute noch lebendige form des kunstschaffens, des kreativen schöpfens und schaffens. unabhängig von den verwendeten materialien, vorlagen, techniken,....
was der einzelne draus macht, ist, was zählt. und mit wieviel herz.
grüße,
die amelie